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Allgemeine Informationen

Fertigstellung: 10. August 2013
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Preise und Auszeichnungen

2015 Einreichung  

Lage / Ort

Lage: , ,
Teil von:
Koordinaten: 53° 32' 21.50" N    10° 0' 28.73" E
Koordinaten auf einer Karte anzeigen

Technische Daten

Abmessungen

Gesamtlänge 166.11 m
Stützweiten 44.06 m - 77.99 m (= 19.80 m + 38.39 m + 19.80 m) - 44.05 m
Länge des beweglichen Teils 38.39 m

Massen

Baustahl 2 150 t

Kosten

Baukosten ca. Euro 19 000 000

Baustoffe

Fahrbahntafel Stahl
Pfeiler Stahl
Fundamente Stahlbeton
Widerlager Stahlbeton

Anwendungsberichte und verwendete Produkte

LASTO®BLOCK – Elastomerlager

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mageba Elastomerlager nach EN1337-3 sind CE-zertifiziert und werden universell bei Brücken und anderen Ingenieur-bauwerken eingesetzt.

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RESTON®SPHERICAL – Kalottenlager

RESTON®SPHERICAL – Kalottenlager

RESTON®SPHERICAL Kalottenlager eignen sich für Bauwerke mit hohen Lasten, häufig auftretenden Verschiebungen sowie für Brücken in kalten Gebieten (bis -50°C).

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Baakenhafenbrücke, Hamburg

Aufgabenstellung des Bauherrn

Die HafenCity Hamburg GmbH steckte in einem interdisziplinären Brückenwettbewerb hohe technische und gestalterische Ziele für die neue Baakenhafenbrücke. Das Bauwerk sollte mit Blick auf Nutzung und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen. Es galt, eine innerstädtische Gewässerbrücke zu entwerfen, die diese vielschichtigen Anforderungen mit innovativen Lösungen vereint. Die Nutzung der Baakenhafenbrücke wird dadurch geprägt, dass neben zwei, später optional drei Fahrspuren künftig hier auch der populäre Elberadweg verläuft. Die zahlreichen Veranstaltungen in der HafenCity lassen zudem eine hohe Frequenz an Fußgängern erwarten. Wichtig war auch, eine gute Lösung für die Unterquerung der Brücke zu finden.

Denn zu beiden Seiten des Baakenhafens verlaufen Uferpromenaden, die in der HafenCity als öffentliche Bewegungs- und Freizeitflächen eine besondere Rolle spielen. Rund 10km Promenaden können begangen werden, ohne eine Straße queren zu müssen, und die Baakenhafenbrücke sollte hier keine Ausnahme darstellen. Eine weitere Aufgabenstellung bestand darin, den Zugang des Hafenbeckens auch für größere Schiffe zu erhalten und eine flexible Nutzbarkeit der Wasserflächen sicherzustellen. Hierzu wurde in der Konstruktion der Brücke ein 30 Meter breites Element vorgehalten, das im Bedarfsfalle ausgehoben werden kann, um einem größeren Schiff wie zum Beispiel einem Museumsschiff einen festen Liegeplatz im Baakenhafen zu ermöglichen. Ein gemeinsam mit der TU Darmstadt neu entwickeltes System der Nachhaltigkeitsbewertung wurde bereits in den Wettbewerb integriert und war wichtiger Bestandteil der Planungs- und Realisierungsphase. Die Zielnote „gut“ galt es mindestens zu erreichen.

Beschreibung der Hauptkonstruktion

Der Entwurf von Wilkinson Eyre Architects und BuroHappold Engineering überzeugt durch einen ebenso pragmatischen wie eleganten Ansatz, der die lokalen Rahmenbedingungen aufnimmt und die Kräfteflusslinien des Bauwerks in einer geschwungenen Form erlebbar macht. Die Grundidee ist ein schiefwinkliges, semiintegrales, aus drei Abschnitten bestehendes Stahlbrückenbauwerk. Die Endfelder kragen über die in zwei Doppel-V-Stützen aufgelösten Mittelpfeiler hinaus und tragen das Aushubteil des Mittelfeldes (Gerbergelenkträger). Die Doppel-V-Stützen bilden durch die lagerlosen Verbindungen mit den Hauptträgern zwei Rahmentragwerke. Auf den Widerlagern liegen die Außensegmente auf zwei horizontal verschieblichen Elastomerlager. Das Aushubteil wird auf den Kragarmen aufgelagert und ruht auf Kalottenlagern. Der Stahlüberbau besteht aus jeweils zwei luftdicht verschweißten Hohlkastenträgern. Die Hauptträger sind mit offenen, angevouteten Querträgern verbunden, die das orthotrope Fahrbahndeck und die Gehwege tragen. In der Gesamtanmutung entwickelt sich ein ästhetisch geschwungenes Bauwerk, das in seinen eleganten Proportionen gut harmoniert.

Wahl der Baustoffe

Die Doppel-V-Stützen und der Brückenüberbau aus Stahl mit einem Gesamtgewicht von ca. 2.500 Tonnen wurden in nur acht Monaten gefertigt. Dies geschah nahezu vollständig und witterungsgeschützt im Werk, so dass eine besondere Qualität erreicht werden konnte. Nach der Montage der Strompfeiler wurden die Überbauten in drei kompletten Teilen auf Pontons auf dem Seeweg von Belgien über die Nordsee angeliefert und in nur drei Tagen montiert. Überbau und Unterbau bilden eine ästhetisch sehr ansprechende Einheit und erfordern keinen Wartungsaufwand. Der elegante Stahlüberbau wird von einem robusten Unterbau getragen. Die Doppel-V-Stützen binden in zwei rund 500m³ Beton umfassende Piers ein, welche ihre Lasten über 35m lange Großbohrpfähle in den Untergrund abtragen.

Bei einer Brücke, die hohen Verkehrslasten standhalten soll, muss jedes Element den Anforderungen auf Robustheit, Funktionalität und Qualität entsprechen. Die Baakenhafenbrücke weist darüber hinaus jedoch besondere ästhetische und atmosphärische Qualitäten auf. Besonderes Augenmerk wurde auf die Elemente gelegt, die die Fußgänger zum Verweilen einladen. Die elegante Edelstahlbrüstung steht beispielhaft für die hohe Qualität des Designs. Sie akzentuiert die Wellenbewegung der gesamten Brücke. Ebenso wie die skulpturale Brüstung sind auch die Holzbänke und Sitzstufen behutsam in die Gesamtform der Baakenhafenbrücke integriert.

Erläuterung der Gestaltung

Die Baakenhafenbrücke erlaubt ein zügiges Queren von Autos und Radfahrern, vereint mit einem großartigen Ausblick und einer Aufenthaltsqualität „auf dem Wasser“ besonders für Fußgänger. Die leicht fließende Form überspannt mit einer eleganten Geste den Baakenhafen.

Die Fußwege bilden auf beiden Seiten der Brücke Ausweitungen und folgen den wellenförmigen statischen Kräfteflusslinien entlang der gesamten Brückenlänge. Im Querschnitt sind sie so arrangiert, dass ihre Höhen sich gegenseitig spiegeln: Eine hoch gelegene Fläche auf der einen Seite korrespondiert mit einer tief gelegenen Fläche auf der anderen. Dadurch entstehen spannende Raumerlebnisse mit erhabenen Ausblicken, die von dem westlich gelegenen Kreuzfahrtterminal über die Norderelbe bis zum gegenüberliegenden Elbufer reichen, und intensive Nähe zum Wasser. Diese bewusst entschleunigten Belvedere vermitteln durch die hochgezogenen Hauptträger eine geschützte Aufenthaltsqualität, die zum Verweilen einlädt.

Besondere Ingenieurleistung

Unter der Brücke können die typischen Hamburger Hafenbarkassen ungehindert in das ehemalige Hafenbecken einfahren. Damit die Brücke nicht zur Barriere wird und auch große Museumsschiffe hier festmachen können, gibt es das Aushubelement: Dabei hebt ein Ponton mit der Kraft der Tide das Mittelsegment der Kragträgerkonstruktion heraus.

Es gibt bisher in Deutschland keine objektive, vereinheitlichte Bewertung der Nachhaltigkeit von Ingenieurbauwerken. Die Baakenhafenbrücke hat als eines von fünf Pilotprojekten zur Entwicklung eines neuen Bewertungssystems beigetragen. Dabei ist sie bundesweit die erste Brücke, bei der die Systematik der Nachhaltigkeitsbewertung bereits in den Wettbewerb integriert wurde und wichtiger Bestandteil der Planungs- und Realisierungsphase war.

Welche positiven Effekte hat die besondere Ingenieurleistung?

Bis in die Details hat der hohe Anspruch der HafenCity Hamburg GmbH neue Wege eröffnet und die Nutzungs- und Nachhaltigkeitsqualitäten der Baakenhafenbrücke beispielhaft gefördert. Besonders mit Blick auf die Anforderungen der Nachhaltigkeit wurden innovative und praktische Lösungen hervorgebracht. So gibt es bei der Verbindung der V-Stützen mit dem Überbau keine wartungsintensiven Lager „über dem Wasser“ und für die Instandhaltung der gesamten Beleuchtung muss niemand mehr „unter die Brücke“. Alle Wartungsarbeiten erfolgen vom Brückendeck. Die simple Idee, die unteren Querträgerflansche auf weniger als 45 Grad zu neigen, ist ein wirkungsvoller Schutz gegen Verschmutzung durch Vögel. Die in die Borde integrierte Entwässerung vermeidet, dass die Konstruktion von Ablaufrohren durchdrungen wird. Dass das Mittelstück der Brücke mit der Kraft der Tide ausgehoben werden kann, stellt einen gänzlich neuen Schritt für die Realisierung einer Schiffsdurchfahrt dar, bei dem Kosten gespart und natürliche Ressourcen genutzt werden.

Die Nachhaltigkeitsqualität der Baakenhafenbrücke konnte, wie das Bewertungssystem gezeigt hat, vom Wettbewerb bis zur Fertigstellung nicht nur gehalten, sondern sogar verbessert werden. Sie erreichte sogar die Beurteilung „sehr gut“. Die positiven Erfahrungen aus der Nachhaltigkeitszertifizierung im Projekt Baakenhafenbrücke werden dazu beitragen, die Qualität von Ingenieurbauwerken über den gesamten Lebenszyklus entscheidend zu verbessern.

Erläuterungsbericht von Wilkinson Eyre Architects / Happold Ingenieurbüro GmbH zur Einreichung beim Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis 2015

Relevante Webseiten

Relevante Literatur

  • Über diese
    Datenseite
  • Structure-ID
    20065639
  • Veröffentlicht am:
    10.08.2013
  • Geändert am:
    18.01.2020
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