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Allgemeine Informationen

Fertigstellung: Oktober 2013
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Funktion / Nutzung: Schulgebäude

Preise und Auszeichnungen

2015 Einreichung  

Lage / Ort

Lage: , ,
Koordinaten: 46° 20' 14.79" N    6° 53' 44.75" E
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Technische Daten

Derzeit sind keine technischen Informationen verfügbar.

Schulanalage Vouvry

Aufgabenstellung

Das neue Schulhaus der Gemeinde Vouvry befindet sich auf einem ebenen Grundstück zwischen dem historischem Dorfkern und der Rhône. Der Blick auf das Gebäude wird im Hintergrund begleitet von der Silhouette der Walliser Alpen. Die Bebauung des Rhônetals ist geprägt durch großmaßstäbliche Gewerbebauten. Wie selbstverständlich fügt sich das neue Volumen, in welchem die Funktionen Lehr- und Sportbetrieb unter einem Dach vereint sind, in diese Bebauungsstruktur ein. Eine Haut aus Kupfer-Messingblech überzieht die homogene Struktur, in der sich diffus die grünraumgeprägte Umgebung widerspiegelt. Die traditionelle Verarbeitungstechnik der gefalzten Fassade wurde bewusst gewählt, um eine zu massige Gesamterscheinung zu vermeiden und um einen willkommenen Kontrast zur rigiden Großform zur erzeugen.

Das Gebäude ist über zwei diagonal versetzte Haupteingänge auf Ost- und Westseite zugänglich. Die Dreifachturnhalle bildet das Herz des Neubaus. Über zwei breite Kaskadentreppen wird das Gebäude vertikal erschlossen. Im Windmühlenprinzip um die Turnhalle herum organisieren sich in den oberen Geschossen sämtliche Klassen- und Unterrichtsräume. Dabei befinden sich im 2. Obergeschoss, welches auch den besten Ausblick in das Alpenpanorama bietet, die 24 einheitlichen Standard-Schulzimmer. Die regelmässige Klassenraumgrösse dient in hervorragender Weise der in diesem Geschoss acht Meter weit auskragenden Betonstruktur. Im darunter „aufgehängten“ Geschoss befinden sich ergänzende Gross-Schulräume wie Musikzimmer, Werkräume und Wissenschaftsklassen.

Die sich örtlich zu Pausenräumen aufweitenden und in jede Himmelsrichtung nach außen öffnenden Erschließungsflächen haben eine hohe Aufenthaltsqualität und verweben die Hauptnutzungen sinnvoll miteinander. Sichtbeziehungen quer durch die mit Tageslicht durchflutete Halle sowie zwischen den Geschossen, lassen das Gebäude zu einer gut organisierten Einheit verschmelzen.

Die im Grundriss ablesbare Gliederung in Funktionsschichten wird räumlich durch das Farbund Materialkonzept erlebbar. Kommunikations- und Verbindungszonen sind vorwiegend in dunkelrot gestaltet und signalisieren Ruhe und Intimität. Innerhalb der Klassenräume sind die Flächen hell und offen gestaltet. Die mittig eingebettete Sporthalle ist ausschließlich weiss gehalten und reflektiert das über die Oberlichter einstrahlende Licht in die Gangbereiche.

Die umlaufend acht Meter weit auskragenden Obergeschosse schaffen einen überdachten Begegnungs- und Aufenthaltsraum, der dem Gebäude auch im Erdgeschoss eine enorme Qualität in alle Himmelsrichtungen verleiht.

Beschreibung der Konstruktion

Die Besonderheit der Anlage ist die umlaufende, 8m ausladende Kragstruktur. Das Tragwerkskonzept basiert auf einem einfachen System, welches in Obergeschoss 2 repetitiv vorkommt und in der Gesamtheit eine Megastruktur bildet: Jede Schulzimmertrennwand ist eine innen aufgelegte und nach aussen kragende Betonscheibe. Die Decken darüber und darunter hindern sie am Kippen und erfahren dadurch eine radiale Zug- bzw. Druckbeanspruchung. Der resultierende Kraftfluss umströmt die Turnhallenaussparung in Gebäudemitte und bildet auf diese Weise einen globalen Zugring bzw. einen globalen Druckring. Obergeschoss 1 dagegen ist schlicht an die darüber liegende Struktur hochgehängt und kann daher hervorragend für stützen- und wandfreie Grossraumnutzungen verwendet werden.

Wahl der Baustoffe

Die Decke über Obergeschoss 2 (Zugringdecke), die Decke über Obergeschoss 1 (Druckringdecke) und die radial ausgerichteten Schulzimmertrennwände (Kragwände) sind die Kernbauteile für die Herstellung der Pilzform. Sie sind allesamt in Stahlbetonbauweise ausgeführt. Diese Baustoffwahl ergibt sich auf quasi selbstverständliche Weise aus den Anforderungen Schallschutz, Schwingungsbeschränkung, Brandschutz und Eignung für Punktlagerung. Für die Schaffung der angestrebten Wirkungsweise wurden lediglich deren Bewehrungen so konzipiert, dass die benötigten Widerstände resultieren. So wurde die Zugringdecke mit einer Serie von Kabeln ringförmig vorgespannt und die Kragscheiben als wirksame Schubwände mit Krafteinleitung am Lagerende ausgebildet.

Um die Beanspruchung der Kragstruktur gering zu halten, wurde die davon abgehängte Decke (Decke über Erdgeschoss) in Holzbauweise gebaut. Die Turnhallendecke überspannt eine Dreifachturnhalle. Hier kam eine pragmatische Holzrostkonstruktion zum Einsatz. Die übrigen Decken und Tragwände wurden generell in Stahlbetonbauweise gebaut. Für untergeordnete Trennwände wurde Mauerwerk verwendet.

Besondere Ingenieurleistung

Das Schulhaus beeindruckt durch eine spektakuläre, umlaufende Auskragung. Die zugehörige Struktur dagegen ist denkbar unspektakulär. Der Ingenieur konnte die Zielsetzungen der Architekten umsetzen, indem er in der Wettbewerbsphase das Potenzial der schliesslich realisierten Struktur erkannte und mit wenigen Eingriffen deren Raumanordnung so modifizierte, dass der gesuchte Effekt entstand. Durch die ausnahmslose Umsetzung des repetitiven Prinzips konnte auf einfachste Weise, ohne irgendwelche Extrabauteile, die gesuchte Auskragung - quasi gratis - realisiert werden.

Erläuterungsbericht der beteiligten Firmen zur Einreichung beim Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis 2015

Relevante Webseiten

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  • Über diese
    Datenseite
  • Structure-ID
    20066629
  • Veröffentlicht am:
    01.12.2014
  • Geändert am:
    01.12.2014
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