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Bitumenbahnen als Abdichtungslösung für Solardächer

Aufgrund ihrer geringen Neigung stellen Flachdächer hohe Anforderungen an die Qualität der Dachabdichtung, insbesondere dann, wenn sie als Auflagefläche für Solaranlagen genutzt werden. Als modernes und hochwertiges Material zur Abdichtung haben sich in diesem Fall Bitumenbahnen bewährt, denn mit ihrer hohen Elastizität und Widerstandsfähigkeit garantieren sie höchsten Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit und vor daraus resultierenden Schäden an der Bausubstanz.

Nach Schätzungen von Experten stehen zwischen Flensburg und Berchtesgaden bundesweit über 100 Millionen m² Flachdachflächen auf Verwaltungsgebäuden, Industriehallen, Gewerbebauten und Wohnhäusern zur Verfügung. Neben ökonomischen und ästhetischen Gründen sind es dabei häufig auch praktische und ökologische Gesichtspunkte, die für die Ausbildung eines Flachdaches sprechen, denn im Vergleich zu anderen Dachformen ermöglicht eine plane Dachoberfläche die Nutzung als großflächige Dachterrasse oder als zusätzliche Grünfläche. Als weitere attraktive Nutzungsmöglichkeit von Flachdächern hat sich in den vergangenen Jahren aufgrund der zahlreichen staatlichen Förderungen, der hohen Energiekosten und des gestiegenen Umweltbewusstseins immer mehr die Nutzung als Solardach etabliert. Damit sich Bauherren uneingeschränkt über die Rendite ihrer Anlage freuen können, sollten Dachabdichtung und Solaranlagen allerdings möglichst gut aufeinander abgestimmt und wichtige technische Aspekte bei der Planung und Montage berücksichtigt werden, denn bei einer unsachgemäßen Installation können Schäden an der Dachabdichtung und eintretende Feuchtigkeit teure Folgeschäden an der Bausubstanz verursachen.

Sichere Statik der Solaranlage

Entscheidend bei der Installation einer Solaranlage sind neben der grundsätzlichen Eignung der betreffenden Dachfläche hinsichtlich der Besonnung zunächst die baurechtlichen Kriterien Standsicherheit und Statik. Wichtig ist insbesondere, dass das gewählte Trägersystem für die Solaranlage auch bei flach geneigten Dächern nicht verrutschen darf. Außerdem muss die Konstruktion dafür ausgelegt sein, sämtliche auf die Dachschichten einwirkenden Windlasten sowie sämtliche Eigen-, Wind- und Schneelasten sicher aufzunehmen und dauerhaft in das Gebäude weiterzuleiten. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die vorhandene Funktionalität der Dachabdichtung weiterhin gewährleistet ist, d. h. der Wasserablauf darf nicht behindert werden, Gullys müssen Tiefpunkte bleiben und die Solaranlage darf nicht zur Pfützenbildung führen.

Um den Aufwand und die Kosten für die Montage in Grenzen zu halten, stehen dem Planer unterschiedliche PV-Anlagen mit sämtlichen notwendigen Prüf- und Statiknachweisen zur Auswahl. Je nach Anwendungsfall kann dabei zwischen Systemen mit oder ohne Ballast gewählt werden. Systeme, bei denen die Trägersysteme durch bekieste Wannen oder andere Lasten beschwert werden, haben den Vorteil, dass sie auch ohne zusätzliche Fixierung rutschsicher am vorgesehenen Standort verbleiben, so dass bei der Installation der Solaranlage keinerlei zusätzliche Durchdringungen durch die Dachabdichtung nötig sind. Bei Solaranlagen ohne Ballast müssen zur Fixierung gegen Wind oder gegen Verrutschen dagegen zusätzliche Befestigungspunkte mit der Unterkonstruktion eingeplant werden.

Mehrlagige Dachabdichtung mit Bitumenbahnen

Zusätzlich muss bei der Planung der Solaranlage die mechanische Beanspruchung der Dachunterkonstruktion berücksichtigt werden, die sich bei Montage, Wartung und Betrieb der Anlage durch das Begehen der Dachfläche ergibt. Als modernes Abdichtungsmaterial für Solardächer oder anderweitig genutzte Dächer haben sich mehrlagige Dachabdichtungen aus Bitumen- und Polymerbitumenbahnen etabliert, denn die Gesamtdicke der Abdichtung von bis zu 10 mm und die hohe Elastizität und Widerstandsfähigkeit ermöglichen eine hohe mechanische Stabilität und einen hohen Widerstand gegen Perforation. Die Trägereinlage moderner Bitumenbahnen besteht je nach gewünschter Dehnungsfähigkeit, Reiß- und Perforationssicherheit aus verstärktem Glasvlies, Polyestervlies, gewebten Glasfäden oder einer Kombination der verschiedenen Werkstoffe. Die Fülle an möglichen Varianten, die u. a. auch Sonderfarben bei der Beschieferung umfasst, ermöglicht dem Planer dabei eine nahezu perfekte Anpassung an die Anforderungen des jeweiligen Gebäudes und an die geplante Verarbeitungstechnik der eingesetzten Dachbahn. Eine gute Möglichkeit, sich über den Werkstoff zu informieren, bietet der vdd Industrieverband Bitumen-, Dach- und Dichtungsbahnen e. V. Der Verband hält mit den "Technischen Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen – abc der Bitumenbahnen" ein umfassendes Regelwerk zur kostenlosen Bestellung bereit und vermittelt bei Bedarf außerdem den direkten Kontakt zu den führenden Herstellern.

Anschluss der Befestigungspunkte

Eine besondere technische Herausforderung bei der Installation von Solaranlagen sind die Befestigungspunkte der aufgestellten Gestellkonstruktionen. Denn bei unsachgemäßer Ausführung können undichte Stellen zu Feuchtigkeitseintritt und damit u. U. zu einer kostenaufwändigen Deinstallation der gesamten PV-Anlage führen. Idealerweise werden die Befestigungspunkte deshalb dampf- und luftdicht an die Dampfsperre angeschlossen. Bewährt haben sich spezielle Klebe- oder Klemmflansche, die allerdings ausreichend groß dimensioniert sein müssen. Dabei ist es wichtig, die Anschlüsse der Dachabdichtung an Durchdringungen und Befestigungen aus der wasserführenden Ebene herauszuführen und unter Beachtung der erforderlichen Anschlusshöhen abzudichten. Nähere Informationen bietet hier das Technische Merkblatt für Dachabdichtungen mit Bitumenbahnen bei Beanspruchungen durch Solaranlagen des vdd.

Lohnende Rendite

Dachflächen werden i. d. R. im Bestand als Fläche für Solaranlagen genutzt. Um hier eine bautechnisch sichere und langfristig funktionsfähige Lösung zu erzielen, muss zu Beginn der Planung zunächst eine genaue Zustandskontrolle der bestehenden Flachdachkonstruktion durch eine Dachöffnung an mehreren Stellen erfolgen. Dabei sollte insbesondere der Zustand der vorhandenen Dachabdichtung eingehend überprüft werden. Gegebenenfalls ist die Altabdichtung zu ersetzen oder zu überarbeiten. Dabei gilt, dass die zu erwartende Restnutzungsdauer der vorhandenen Dachabdichtung der kalkulierten Standzeit der Solaranlage von ca. 20 Jahren entsprechen sollte. Denn sonst können früher oder später hohe Kosten entstehen, wenn die Dachabdichtung mitsamt der kompletten Verkabelung für die Solaranlage aufwändig entfernt und erneuert werden muss. In manchen Fällen kann es auch sinnvoll sein, eine zusätzliche Sanierungslage aus Bitumenbahnen aufzuschweißen, um so die Lebensdauer der Abdichtung deutlich zu verlängern. Vergleicht man den finanziellen und technischen Aufwand zur Installation und Wartung einer Solaranlage mit der Rendite der entsprechenden Anlage, lohnt die Installation trotz der gekürzten Subventionen eigentlich fast immer.

Die sorgfältige Planung der Solaranlage und der Dachabdichtung sowie die fachmännische Ausführung sind die Voraussetzung für eine lange und nachhaltige Funktionalität der Anlage und damit der Garant für die Effektivität dieser Investition.

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    6210
  • Veröffentlicht am:
    09.04.2013
  • Geändert am:
    03.03.2020