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Kranhäuser: neues Wahrzeichen für Kölner Rheinauhafen

17 bzw. 19 Stockwerke und 60 m hoch sowie mit einem 48 m langen Ausleger versehen, haben die drei so genannten Kranhäuser der Silhouette des Kölner Rheinauhafens schon während der Bauphase eine neue Kontur gegeben. Der architektonische Entwurf, der auf einem gestalterischen Konzept des Hamburger Architekturbüros BRT Architekten basiert, orientiert sich am Vorbild alter Lastkräne.

Während die beiden ersten Kranhäuser als reine Bürogebäude bereits bezogen sind, wird das Wohngebäude "PANDION VISTA" zurzeit fertig gestellt. Insgesamt entstehen 133 Eigentumswohnungen samt Loggien und Terrassen. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 60 und 250 m². Noch in diesem Jahr sollen die ersten Mieter in das neue Wahrzeichen des Kölner Rheinauhafens einziehen.

Im Auftrag des Investors, der PANDION VISTA GmbH & Co. KG als eine Gesellschaft der PANDION AG, führt die ARGE Kranhaus Nord Köln, ein Zusammenschluss der Unternehmen GHH BAU Gutehoffnungshütte Baugesellschaft mbH, Oberhausen, (techn. Federführung) und Oevermann Hochbau GmbH, NL Gütersloh, (kfm. Federführung) die Rohbauarbeiten durch. Bei der Schalung hatte sich die ARGE für Systeme der ULMA Betonschalungen und Gerüste GmbH entschieden. Dabei erforderte die betontechnische Umsetzung des architektonischen Leckerbissens praktisch das gesamte Programm. Mit großen Mengen an Rahmen-, Decken-, und Kletterschalsystemen sowie Arbeitsbühnen, die vom Standort Rödermark bei Frankfurt/M. zur Kölner Großbaustelle transportiert wurden, stellte ULMA dabei unter Beweis, dass mit Systemschalungen anspruchsvolle Baukörper zu realisieren sind, deren Betonoberflächen auch erhöhten Anforderungen an die Sichtbetonqualität entsprechen.

Schon die Gründung der Kranhäuser stellte eine Besonderheit dar. Vier Jahre vor dem ersten Spatenstich des mittleren Kranhauses wurde eine öffentliche Tiefgarage fertig gestellt, die unter dem gesamten heutigen Baufeld verläuft. Bei ihrem Bau mussten bereits die Fundamente der Kranhäuser errichtet werden – mit einer Pfahl-Plattengründung, bei der pro Kranhaus 64 Betonpfähle mit einem Durchmesser von 1,50 m 16 m tief in den Boden gegossen und mit einer 1 m dicken Bodenplatte abgedeckt wurden. Mit Beginn der Bauarbeiten an den Kranhäusern wurden die Fundamente dann aufbetoniert und die Bodenplatte auf die statisch notwendige Dicke von 2,60 m gebracht. Dieses Gründungskonzept trägt sowohl der hohen Lastkonzentration als auch dem ausgeprägten Schwingungsverhalten des Baukörpers Rechnung.

Aufwendige Tragwerksplanung

Eine intensive Auseinandersetzung mit der Tragwerksplanung im Vorfeld der Baumaßnahme, an der federführend die IDK Kleinjohann GmbH&Co. KG, Köln, beteiligt war, hatte zur Folge, dass die ursprünglich als Stahlfachwerkkonstruktion geplanten Baukörper in Spannbetonbauweise errichtet wurden. Im Juli 2008 begann die ARGE Kranhaus Nord mit den Rohbauarbeiten am PANDION VISTA. Wie die beiden Bürogebäude ruht das Wohngebäude im Wesentlichen auf zwei Baukörpern: Bauteil A mit ca. 726 m² Grundfläche und Bauteil B mit ca. 24 m² Grundfläche, der sogenannten "Megastütze". In dieser Stütze, in der die Hauptlasten der darüberliegenden Geschosse abgeleitet werden, befinden sich ein zweites Treppenhaus sowie ein Panorama-Fahrstuhl, der den Blick auf den Rhein und das gegenüberliegende Ufer freigibt.

Statik einer Brücke

Grundsätzlich verfügen die drei Kranhäuser über die gleiche statische Grundkonzeption, doch sind im PANDION VISTA die Geschosshöhen nutzungsbedingt niedriger als in den beiden Bürogebäuden. Entsprechend verfügt das Wohngebäude bei ähnlichen äußeren Abmessungen über drei zusätzliche Etagen. Ein wesentliches statisches Element der Kranhäuser ist die sogenannte Abfangebene, die die darüberliegenden Geschosse trägt. Sie liegt im PANDION VISTA in der 11. Etage. "Ihre Bauweise ist statisch gesehen mit dem Bau einer Brücke vergleichbar", erklärt Bauleiter Dipl.-Ing. (FH) Dominik Jäger vom ARGE-Partner Oevermann. In den beiden Gebäuderiegeln verlaufen je drei Spannbetonträger. Sie sind 3,10 m hoch und bis zu 1,50 m breit. Diese Konstruktion überspannt freitragend 32 m Zwischenraum zwischen den Baukörpern A und B und kragt dann nochmals 16 m aus in Richtung Rhein. Nach 32 m dient ein quer verlaufender Spannbetonträger als Auflager. Im Gegensatz zu den Längsträgern ist dieser 9,65 m mächtig und erstreckt sich über drei Geschosse. In den Stahlbetonträgern des Brückentragwerks sind jeweils bis zu 22 Stahllitzen in Hüllrohren eingebaut. Diese werden nach Aushärtung des Betons und nach Fertigstellung des 13. OG mit Hilfe von hydraulischen Pressen angefahren. In einem weiteren Arbeitsgang wurden die Hüllrohre mit einer Zementsuspension verpresst, so dass sich die Vorspannkräfte auf das Bauwerk übertragen.

Alle Systeme im Einsatz

Die für die Betonierarbeiten notwendigen Schalungssysteme lieferte die ULMA Betonschalungen und Gerüste GmbH in den erforderlichen Mengen auf die Baustelle. Zum Einsatz kam praktisch die gesamte Produktpalette. Neben der Rahmenschalung ORMA und der Leichtrahmenschalung COMAIN sowie der Trägerwandschalung ENKOFORM waren das vor allem große Mengen an VR-Deckenschalung – sowohl in der Standardausführung als auch in Form von Rand-, Sonder- und Podesttischen. Hinzu kamen Schacht- und Arbeitsbühnen sowie die Kletterschalung für die Herstellung der Mega-Stütze. Alleine um den 48 m langen Ausleger betonieren zu können, musste zuvor in 36 m Höhe auf sechs Gerüsttürmen ein provisorischer Tisch errichtet werden, um die Konstruktion darauf aufzulegen. Das Gewicht dieser temporären Stahlkonstruktion (Traggerüst) betrug ca. 630 t, die über Stützen in die Sohle der darunter liegenden Tiefgarage abgeleitet werden mussten. Nach Fertigstellung des Auslegers wurde der Tisch dann hydraulisch abgesenkt. Insgesamt wurden für das PANDION VISTA ca. 2500 t Betonstahl, ca. 70 t Spannstahl und 15000 m³ Beton verbaut. Auch hier kann das Gebäude mit einer Besonderheit aufwarten: Aufgrund der zusätzlichen Geschosse war eine Minimierung des Eigengewichts der Decken unumgänglich. Erreicht wurde das durch den Einsatz eines Leichtbetons der Festigkeitsklasse LC 35/38. Mit der Herstellung dieser Leichtbetondecken konnte eine Gewichtsreduzierung des Gebäudes von bis zu 20 % erreicht werden.

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Köln, Nordrhein-Westfalen, Deutschland (2010)

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  • Product-ID
    3776
  • Veröffentlicht am:
    30.04.2012
  • Geändert am:
    03.03.2020