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Allgemeine Informationen

Fertigstellung: 2011
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Preise und Auszeichnungen

2013 Einreichung  

Lage / Ort

Lage: , , ,
Koordinaten: 49° 34' 55.31" N    10° 54' 49.60" E
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Technische Daten

Abmessungen

größte Stützweite ca. 60 m
Gesamtlänge ca. 300 m

Baustoffe

Fachwerkträger Stahl

adidas LACES - Architektur

Das neue adidas Firmengebäude „Laces“ bietet Platz für rund 1.700 Mitarbeiter aus den Bereichen "Marketing und Operations", darunter Materialforscher, Biomechaniker, Designer, Ingenieure, Produktentwickler und Marketingspezialisten. Es fügt sich als schwebendes Pendant zu dem schwarzen, liegenden Baukörper des adidas Brand Centers in das bestehende Ensemble der „World of Sports“ ein. Das klar konturierte Volumen lädt den umliegenden Campus förmlich ein, sich im Innern als temperiertes Atrium fortzusetzen. Ringschlüssig aufgereiht öffnen sich die Büroflächen mit großzügigen Verglasungen zum atmosphärischen Innenraum und zu dem bemerkenswerten Landschaftsraum. Die das Atrium überspannenden Verbindungsstege, die LACES, „schnüren“ den Baukörper gleichsam zu einem vielschichtig beziehungsreichen Bürogebäude zusammen. Sie ermöglichen ein Höchstmaß an Interaktion und lassen offene Kommunikationsbereiche entstehen. Als filigrane Verbindungs-brücken verweben sie den Innenraum zu einem poetischen Raumgefüge und machen damit die besondere kreative Atmosphäre des Hauses ablesbar. Es entsteht ein inspirierender Ort für die Forschung und Produktentwicklung.

Tragwerk

Kompensationsstreifen

Konventionelle, große Massivbauten werden durch Gebäudetrennfugen in einzelne Segmente unterteilt. Dadurch kann sich jedes Segment frei verformen. Die Dehnungen oder Verkürzungen aus Kriechen, Schwinden und Temperatur sind dabei entsprechend geringer als bei einem monolithischen Bauwerk, da sie sich auf mehrere Fugen aufteilen. Gebäudefugen haben allerdings den Nachteil, dass sie konsequent auch im Innenausbau und in der Fassade berücksichtigt werden müssen und dadurch auch im Endzustand in der Fassade oder im Ausbau sichtbar bleiben. Hinzu kommen die Wartungskosten, die über die gesamte Standzeit des Gebäudes anfallen. Beim LACES ist trotz der enormen Grundrissabmessungen die gesamte Tragkonstruktion ohne Gebäudetrennfugen ausgebildet. Das speziell für dieses Bauvorhaben entwickelte und zum Patent angemeldete System erlaubt eine fugenlose Bauweise des 300m langen Gebäudes: Zwischen den ca. 50m voneinander entfernten Kernen sind jeweils vier etwa 1m breite „Kompensationsstreifen“ innerhalb der Betondecke ausgebildet. Hier werden die Schwind- und Temperaturverkürzungen durch gezielte und kontrollierte Rissbildung kompensiert. Zur Reduzierung der Betonzugfestigkeit und zur gezielten Herbeiführung der den Zwang abbauenden Risse sind in jedem Kompensationsstreifen je fünf vertikale, im Abstand von 20cm angeordnete Stahlbleche verbaut. Im Ergebnis entstehen trotz der riesigen Gebäudeausdehnung nur sehr geringe Zwangskräfte, so dass beim LACES die erforderliche Bewehrungsmenge erheblich reduziert werden konnte. Das gesamte Gebäude kommt ohne Trennfugen im Ausbau und in der Fassade aus.

Eingangsriegel

Dieser drei Geschosse umfassende, ca. 100m lange Gebäudeteil ist nur im Bereich der anschließenden Kerne auf vier Punkten aufgelagert, so dass zwischen den Kernen eine Spannweite von ca. 60m und an der Gebäudespitze eine Auskragung von 25m entsteht. Zur Reduzierung der Eigengewichtslasten wurde für den Eingangsriegel eine gewichtsoptimierte Verbundkonstruktion konzipiert, wobei die gesamte Gebäudetechnikinstallation in den unterhalb der 15cm dünnen Betondecke liegenden Stahlträgern integriert ist. Die in Eingangsriegelquerrichtung im Abstand von 4,8m angeordneten, etwa 600mm hohen Stahlträger liegen jeweils auf den beiden Fachwerkträgern auf. Bedingt durch die an der Lage der Kerne ausgerichteten Fachwerkträger muss dabei zur Außenfassade eine Trägerauskragung von ca. 6,5 m sichergestellt werden. Die in Gebäudelängsrichtung für die globale Tragfähigkeit notwendigen Fachwerkträger besitzen einen Achsabstand von ca. 9m, wobei der kleinere Fachwerkträger in dem etwa 16m breiten Eingangsriegel direkt an der Atriumfassade angeordnet ist. Zur Optimierung der Steifigkeiten nutzen beide Fachwerkträger die gesamte im Eingangsriegel vorhandene dreigeschossige Gebäudehöhe aus. Trotz dieser Maßnahmen sind die in den Fachwerkträgern berechneten Kräfte enorm, da z.B. in den hochbeanspruchten Diagonalen Kräfte von bis zu 20MN abgetragen werden müssen, so dass für die Rohrprofile bei einem Außendurchmesser von ca. 400mm Wandstärken von bis zu 100mm notwendig sind. Zur Minimierung der Toleranzen wurde die gesamte Eingangsriegelkonstruktion für die ständige Last überhöht, so dass trotz der großen Tragwerksabmessungen keine maßgebenden Abweichungen von der geplanten Lage aufgetreten sind.

Verbindungsstege

Im Inneren des LACES befindet sich ein ca. 5.000m² großes Atrium. Für die den Namen des Gebäudes prägenden Stege (Laces) wurde eine sehr filigrane Tragkonstruktion konzipiert. Die im Grundriss über die Höhe leicht versetzten Stege überbrücken zwischen den Gebäudeteilen Entfernungen von bis zu 45m, obwohl ihre tragende Bauhöhe nur 200mm beträgt. Zur Gewährleistung der Tragfähigkeit werden die bis zu 3m breiten Stege als flache Stahlhohlkästen ausgebildet und im Abstand von ca. 7m durch beidseitig alternierende hochfeste Zugstangen an im Dachtragwerk vorhandenen Fachwerkträger abgehängt. Zur Vermeidung störender Schwingungen wurden die Steifigkeiten und Massen der Stege so optimiert, dass die Frequenzen außerhalb der für eine Fußgängernutzung kritischen Bereiche liegen.

Atriumdach

Geschlossen wird das Atrium durch ein innovatives ETFE-Dach, das in dieser Form bisher noch nie realisiert wurde. Die ca. 4m breiten, schlauchartig ausgebildeten, luftgestützten ETFE-Kissen sind zur Gewährleistung der bauphysikalischen Anforderungen dreilagig ausgebildet, wobei die obere Lage zu Reduzierung der Sonneneinstrahlung zusätzlich bedruckt ist. Der Innendruck der mit einer Folienstärke von 0,25mm ausgebildeten Kissen wird in Abhängigkeit von den vorhandenen Schneelasten zwischen 300 und 600Pa automatisch gesteuert.

Stabilisiert werden die ETFE-Kissen durch eine im Abstand von ca. 4m angeordnete bogenförmig ausbildete Stahlkonstruktion, deren Stiche jeweils etwa 10% der Spannweite betragen. Die für die Stahlkonstruktion eingesetzten Rundrohre sind mit ihrem Außendurchmesser an die stark unterschiedlichen Spannweiten angepasst, so dass neben der hohen Filigranität auch ein sehr geringer Materialverbrauch von ca. 30kg/m² möglich war. Selbst bei der maximalen Bogenspannweite von ca. 40m konnte der Durchmesser der verwendeten Rohrprofile auf unter 300mm begrenzt werden. Der bei allen Bogentragwerken vorhandene Bogenschub wird beim LACES über das Tragwerk des restlichen Gebäudes kurzgeschlossen. Dabei kommt neben den Kompensationsstreifen den LACES-Stegen eine maßgebliche Bedeutung zu, da sie nicht nur die funktionale Vernetzung des Gebäudes ermöglichen, sondern auch für den statischen Zusammenhalt unverzichtbar sind.

Nachhaltigkeit

Die Verglasung der hochgedämmten Außenfassaden wurde als hochisolierende 3-fach- Structural- Glazing-Konstruktion ausgeführt und erfüllt höchste Standards bzgl. Der thermischen und feuchteschutztechnischen Qualität an die Gebäudehülle. Durch die Überdachung des Atriums mit einem extrem reinigungsextensiven, UV-durchlässigen und sehr leichten ETFE-Kissendach konnte die Hüllfläche (A/V Verhältnis) des Gebäudevolumens deutlich optimiert werden.

Erläuterungsbericht der Weischede, Herrmann und Partner GmbH zur Einreichung beim Ingenieurbau-Preis 2013

Relevante Webseiten

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  • Über diese
    Datenseite
  • Structure-ID
    20064319
  • Veröffentlicht am:
    13.11.2012
  • Geändert am:
    31.07.2014
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