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Hauptniederlassung Mercedes-Benz Frankfurt

Allgemeine Informationen

Baubeginn: Dezember 2014
Fertigstellung: September 2016
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Lage / Ort

Lage: , ,
Adresse: Kaiserleipromenade 10
Koordinaten: 50° 6' 16.39" N    8° 44' 11.67" E
Koordinaten auf einer Karte anzeigen

Technische Daten

Abmessungen

umbauter Raum 138 000 m³
Bruttogeschossfläche (BGF) 28 500 m²

Modernes und DGNB-zertifiziertes Autohaus für Neu- und Gebrauchtwagen

Die neusten Modelle der A- bis zur S-Klasse lassen die Herzen von Mercedes-Benz-Fans höher schlagen. Umso positiver für Autoliebhaber, wenn die Fahrzeuge in ansprechendem Ambiente und auf großzügigen Flächen präsentiert werden. Die neue Mercedes-Benz-Hauptniederlassung für die Städte Frankfurt am Main und Offenbach bietet dazu die geeigneten Rahmenbedingungen. Dort finden nicht nur zahlreiche Neuwagen Platz, auf drei Etagen können sie auch spannungsvoll inszeniert werden. Elegante Limousinen neben leistungsfähigen Geländewagen, sportliche Coupés neben spritzigen Cabrios – da können auch weniger eingefleischte Autofahrer ins Schwärmen kommen. Die 4.000 Quadratmeter große „Galerie“ für Neuwagen ist Teil des neuen Mercedes-Benz-Standorts, für den der Frankfurter Standort von ATP architekten ingenieure verantwortlich zeichnet.

1. Architektur

1.1 Situation

Die neue Mercedes-Hauptniederlassung für das Wirtschaftszentrum Rhein-Main liegt auf einem Areal an der Grenze zwischen den Städten Frankfurt am Main und Offenbach am Main, dem so genannten Kaiserlei. Mercedes-Benz bündelte dort Verkauf, Verwaltung, Service und Werkstatt von ehemals drei Standorten in Frankfurt am Main und Offenbach am Main. Die Lage an den jeweiligen Stadtgrenzen bedingte auch ein aufwändiges, zeitintensives Planungsverfahren, um das gemeinsame Gewerbegebiet zu entwickeln. Eine Herausforderung für ATP stellte die städtebauliche Einbindung des Gebäudevolumens dar. Die neue regionale Zentrale ist optimal sowohl mit dem Auto als auch mit dem öffentlichen Verkehr zu erreichen. In wenigen Minuten gelangt man über die Autobahn zum Frankfurter Kreuz, den internationalen Flughafen oder den Fernbahnhof Frankfurt. Die S-Bahn-Haltestelle findet sich an der Grundstücksgrenze.

1.2 Konzept

Als Kenner der Automobilbranche starteten die Architekten und Ingenieure von ATP mit der Analyse der Abläufe und Prozesse, die in einer grundsätzlichen Trennung von Kunden- und Betriebsprozessen mündete. Kunden und potentielle Käufer besuchen in erster Linie die Verkaufs- sowie Serviceräume. Weiter testen sie die unterschiedlichen Fahrzeuge. Wenn Sie sich dazu entscheiden, einen Wagen zu kaufen, braucht es den entsprechenden Ort, um diesen in Empfang nehmen zu können. Später kommen sie wiederum zum Service oder für Reparaturen. Die Autos müssen also abgegeben und wiederum abgeholt werden. Betriebsintern müssen Mitarbeiter die Ausstellungsflächen mit Neu- und Gebrauchtwagen füllen, Fahrzeuge für die Ausstellung aufbereiten oder Servicefahrzeuge in die Werkstatt bringen und wieder abholen. Und die jeweiligen Serviceeinrichtungen müssen mit Teilen und Zubehör beliefert werden.

Um diesen Aufgaben und Funktionen gerecht zu werden, gliederten die Architekten das Hauptgebäude in fünf Bereiche. Ein L-förmiger Baukörper, der von einer auskragenden Dackrone gefasst wird, beherbergt die repräsentativen Funktionen: die 12 Meter hohe gläserne Ausstellungshalle für Neuwagen, westlich davon die Büroräume für die Hauptverwaltung und südlich das 13.000 Quadratmeter große Gebrauchtwagencenter. Der bauliche Rahmen kragt bei der Haupthalle fünf Meter aus, bei den beiden anderen Gebäudeteilen ragt er einen Meter nach vorne. Die Ausstellungshalle für die Neuwagen mit ihren drei abgestuften Galerieebenen, die mit zwei Rolltreppen, einer Treppe und einem Aufzug verbunden sind, ist das Herzstück der Autowelt.

Außer interne und externe Abläufe optimal abzubilden und, wo notwendig, zu verknüpfen, zählen beim Bauen für die Automobilbranche noch ganz andere Faktoren: Jede Auto-Marke lebt von den Emotionen, die sie weckt. Und diese Emotionen sollen Kunden natürlich auch im Autohaus spüren. Deswegen orientiert sich der Entwurf an der Corporate Identity 2020, denn natürlich baut Mercedes-Benz wie jede große Marke auf ein langfristiges CI-Konzept. Von Weitem sind schon der sich drehende Stern und die markentypischen Schriftkassetten zu erkennen. Die Materialien im Inneren entsprechen den Vorgaben der Marke. Hervorzuheben sind Sichtbeton und ein hoher Glasanteil, auch im Bürobereich. Windfang, Eingangsbereich und Stützen in der Halle zeigen sich Tiefschwarz, ebenfalls typisch für Mercedes-Benz. Dieser schwarze Eingangsbereich kontrastiert mit der gläsernen Halle. Im Verkaufsbereich der Neuwagenhalle, bei den Galerieebenen, dominieren elegante Linien und Schwünge, die in Schwarz-Weiß-Optik gehalten sind. Diese zeitlose Formensprache und das dezente Farbkonzept spiegeln die Marke in ihrem Anspruch wider. Auf dieser baulichen Bühne werden nun die Fahrzeuge zum Teil pointiert inszeniert und dem Kunden offenbart. Sie stehen somit im Mittelpunkt, während sich das Gebäude wohltuend zurücknimmt. Die neue Markenwelt im Verkaufsbereich mit Empfang, Service und Teileverkauf repräsentiert aber nicht nur die Marke, es ist auch ein Ort zum Wohlfühlen – etwa im angeschlossenen Bistro.

1.3 Baukörper/Raumprogramm

Die viergeschossige Hauptverwaltung im Westen umfasst ca. 150 Büroarbeitsplätze, Besprechungsräume sowie die Sozialräume. Erschlossen wird der Büroriegel von den beiden Galerieebenen der Ausstellungshalle und von außen zugänglichen Treppenhäusern. Dialogboxen, etwa für die Serviceannahme, markieren die Grenze zwischen Kundenbereichen und den unterschiedlichen Verwaltungseinheiten des Unternehmens. Im ersten Obergeschoss findet sich der Wohlfühlort für die Mitarbeiter, das Mitarbeiterrestaurant mit Koch-Küche.

Großzügige Tore verbinden die Neuwagenhalle auf allen Ebenen mit dem ebenfalls dreigeschossigen Gebrauchtwagencenter. Als Kontrast zur gläsernen Halle besitzt das Gebrauchtwagencenter einen eher industriellen Charakter. Industrieböden, sichtbar geführte Leitungen sowie Betonwände und -stützen unterstreichen diesen Eindruck. Über zwei integrierte Autoaufzüge werden sowohl neue als auch gebrauchte Ausstellungsfahrzuge zu den Präsentationsflächen gebracht. Besonders inszeniert wird naturgemäß die Übergabe der Neu- und Gebrauchtwagen – ein besonderer Event, den sich keine Automarke entgehen lässt. Hierzu steht ein edler Rahmen zur Verfügung. Die Autos können auf Teppichen in unterschiedlichen Brauntönen für die Abholer präsentiert werden. Darüber schweben Lichtdecken als Segel in der gleichen geometrischen Form wie die Teppiche. Fadenvorhänge in Beige, Grau oder Anthrazit können den Raum, wenn notwendig, unterteilen und sorgen für die notwendige Privatsphäre, wenn mehrere Kunden ihre Autos gleichzeitig abholen. Gleichsam ist es eine Inszenierung der Spannung – der Vorhang fällt und das Auto kommt für den Kunden zum Vorschein. Bei den Räumen zur Fahrzeugübergabe enden wiederum die für Kunden zugänglichen Bereiche. Die Zonen dahinter dienen den betriebsinternen Prozessen wie den Räumen für die Aufbereitung, der Waschanlage und anderen notwendigen Arbeitsräumen.

Insgesamt können auf dem 28.500 Quadratmeter großen Areal draußen und drinnen 1.500 Fahrzeuge präsentiert werden. Und über all dem thront in 16 Meter Höhe der Mercedes-Benz-Stern, der für Aufmerksamkeit sorgt und Mercedes-Fans schon von weitem lockt.

An den Bürobau dockt südlich die 5.500 Quadratmeter große Werkstatt als eingeschossiger Flachbau mit 44 Reparaturplätzen an. Dialogboxen, Mitarbeiterrestaurant und Sozialräume im Verwaltungsbau sind so leicht zu erreichen. Die zwei Hauptzufahrten für alle Reparaturplätze liegen im Süden. Sonder-Reparaturplätze erreicht man über Tore im Westen. Büros, Besprechungs- und Aufenthaltsraum sowie das Öllager sind in einem zweigeschossigen Bau neben dem Lager untergebracht.

Das dreigeschossige Logistik- und Lagergebäude liegt als Knotenpunkt zwischen Werkstatt, Ausstellungshalle und Büro. Dort werden sowohl Teile für Kunden als auch für die Werkstatt ausgegeben. Zusätzlich gibt es noch Nebengebäude wie ein Trafogebäude und die Zentrale Reststoffsammelstelle (ZRS), eine nicht gedämmte Halle mit dreieckigem Grundriss.

Auf den Außenanlagen stehen ca. 800 Stellplätze zur Verfügung, die sich auf vier Bereiche aufteilen: Kundenparkplätze, Fahrzeugpräsentation, Betriebshof und Fahrzeuge, die auf Vorrat gehalten werden. Baumgruppen und Grünstreifen lockern die versiegelten Flächen und somit auch den Gesamteindruck des Areals auf. Neben der Vegetation gliedern auch die Elemente, die laut Corporate Identity definiert sind, die Freiflächen. Diese Elemente umfassen Fahnen, Pylone, Einfahrts- und Hinweisschilder sowie Piktogramme, die die Architekten entsprechend in die Freiflächen eingebunden haben.

1.4 Fassade

Eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade mit hochwertigen Aluminiumkassetten umhüllt die Gebäudeteile für Verwaltung und die Ausstellungsbereiche. Eine Pfosten-Riegel-Konstruktion schließt die Neuwagenhalle im Osten und Norden. Im Schaufensterbereich gibt es keine Sonnenschutzverglasung, um tiefe Einblicke ohne störende Reflexionen zu ermöglichen. Fensterbänder und Metallverkleidungen gliedern den Bürobau und das Gebrauchtwagencenter. Aluminiumwellen verkleiden die Werkstatt, das Lager und das Nebengebäude und unterstreichen so den industriellen Charakter. Die Materialwahl stellt auch eine Verbindung zwischen den einzelnen Bauteilen dar.

2. Tragwerk

Die wenig tragfähige Bodenschicht aus Hochlehmen und Tonen machte eine sogenannte „schwimmende Pfahlgründung“ notwendig. Das heißt die Gebäudeteile stehen auf Bohrpfählen, die die Lasten über Mantelreibung in den Baugrund abtragen. Lediglich die Werkstatt steht auf Einzelfundamenten. Durch die eingeschossige Bauweise war nur diese Flachgründung notwendig. Für jeden der sechs Bauteile wurde ein nutzungsabhängiges Tragwerk konzipiert und ausgearbeitet. Es besteht jeweils aus Stahlbeton, Spannbeton oder Stahl.

3. Technische Gebäudeausrüstung

3.1 Entsorgung

Neben dieser bautechnischen Herausforderung musste das gesamte Areal vorab auf Reste von Kampfmittel untersucht werden. Der Kampfmittelräumdienst (KMRD) des Landes Hessen hatte darauf hingewiesen, dass mit entsprechenden Funden zu rechnen sei. Insgesamt wurden 559 Funde von Munition und Blindgängern in unterschiedlicher Tiefe geborgen, danach fachgerecht gelagert und entsprechend entsorgt. Ebenso wurde der Boden auf Abfallrückstände und Kontaminierungen untersucht. Materialien mit erhöhtem Quecksilbergehalt wurden fachgerecht entsorgt.

3.2 Energiekonzept

Energieversorgung Offenbach versorgt das gesamte Gelände mit Fernwärme. Industrieflächenheizungen sorgen in vielen Bereichen des Gebäudes für Wärme. Im Ausstellungsbereich steht eine Betonkernaktivierung zur Verfügung. In den Büroräumen übernehmen statische Heizkörper diese Aufgabe. Elektrischer Strom kommt aus zwei Trafos aus dem Mittelspannungsnetz. Es steht auch eine mechanische Belüftung und Kühlung für fast alle Bereiche zur Verfügung. In den Ausstellungsbereichen wird allerdings natürlich belüftet, es wird lediglich gekühlt. Ein Hybrid-Deckensegel kühlt Besprechungsbereiche.

3.3 Regenwasser

Das Regenwasser versickert in einem Rigolenbauwerk, das restliche Regenwasser in Mulden, die über dem gesamten Gelände verteilt sind, um die Mischwasserkanäle der Städte Frankfurt und Offenbach zu entlasten. Die Mulden finden sich jeweils in den Grünstreifen, die die Außenanlagen gliedern. Bei Starkregenereignissen stehen Rückhaltevolumen für das Dachwasser zur Verfügung, die das Wasser zwischenspeichern und die Rigole so entlasten. Später kann das Wasser wieder in die Rigole gepumpt und dort versickert werden.

3.4 Lichtkonzept

Für das Lichtkonzept kommt im gesamten Gelände modernste LED-Technik zum Einsatz. LEDs haben eine Lebensdauer von rund 50.000 Stunden. Somit kann auch bei den Wartungsarbeiten gespart werden. Gesteuert wird die Beleuchtung in weiten Teilen abhängig von der Anwesenheit von Kunden oder Mitarbeitern. In den Werkstätten kann sie abhängig vom Tageslicht gedimmt werden, um „gutes Sehen“ bei Reparaturen zu gewährleisten. Pendelleuchten in den Büros sind mit den Deckensegeln ins Deckenbild integriert. So ist es auch möglich, die Arbeitsplatzaufteilung und die Wandstellungen in den Büros flexibel zu verändern.

Besonders für die Neuwagenpräsentation ist die entsprechende Lichtinszenierung wichtig. In der Neuwagenhalle teilten die Planer deswegen die Ausstellungsflächen in unterschiedliche Zonen und Bereiche, um die Fahrzeuge jeweils optimal in Szene zu setzen. Diese Lichtszenarien können mittels Touchscreen gesteuert und auch gedimmt werden. Außerdem dient die Halle für Events und benötigt entsprechendes Licht. Lichtdecken und Direkt-Indirekt-Beleuchtung sorgen in den Beratungszonen für Wohlfühlambiente. Auch die Lichtringe im Raum für die Autoübergabe können in unterschiedlichen Bereichen verschieden angesteuert werden. Sie werden jeweils an die Situation angepasst, das heißt je nachdem wie viele Kunden ihre Autos gleichzeitig abholen, kommen die Lichtringe entsprechend zum Einsatz.

3.5 DGNB Gold zertifiziert

Die Fachleute der Life Cycle Engineering Experts GmbH (LCEE) begleiteten gemeinsam mit ATP das Projekt im Hinblick auf Nachhaltigkeit, um das Gebäude von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) entsprechend zertifizieren zu lassen. Es konnte der Gold-Status erreicht werden. Das Forschungsunternehmen konzentrierte sich bei ihren lebenszyklusorientierten Beratungsleistungen auf die thermische Simulation einzelner Räume. Raumströmungssimulationen halfen die thermische Behaglichkeit und die natürliche Lüftung zu untersuchen.

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    20074786
  • Veröffentlicht am:
    23.02.2018
  • Geändert am:
    23.02.2018
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