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Allgemeine Informationen

Fertigstellung: 9. Mai 2001
Status: in Nutzung

Bauweise / Bautyp

Funktion / Nutzung: Botschaftsgebäude

Lage / Ort

Lage: , , ,
Adresse: Auguste-Viktoria-Straße 74-78
Koordinaten: 52° 29' 0.35" N    13° 17' 19.06" E
Koordinaten auf einer Karte anzeigen

Technische Daten

Abmessungen

Grundstücksfläche 8 967 m²

Anwendungsberichte und verwendete Produkte

TECU® Patina

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In einem speziell entwickelten mechanisch-chemisch-thermischen Verfahren werden Mit TECU® Patina entfällt die Wartezeit bis die geneigte Kupferoberfläche unter freier Bewitterung in der Endphase natürlich grün wird.

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Chronologie

9. Mai 2001

Einweihung.

Bemerkungen

Mit der Einweihungszeremonie am 09.05.2001 wurde die erste israelische Botschaft auf Berliner Boden eröffnet. Abseits des Diplomaten- und Regierungsviertels präsentiert sich der Staat Israel im Stadtteil Grunewald mit einem landestypisch funktionalistischen Botschaftsneubau der israelischen Architektin Orit Willenberg Giladi. An dem geschichtsträchtigen Ort in der Auguste-Viktoria-Straße 74-78 errichtete der jüdische Kommerzienrat Herrmann Schöndorff in den dreißiger Jahren eine großbürgerliche Villa, die jetzt nach aufwendiger Sanierung für offizielle Empfänge sowie als Wohnraum für den Botschafter zur Verfügung steht. Eingebettet in eine Parkanlage mit altem Baumbestand bildet der Altbau gemeinsam mit dem neu geschaffenen skulpturalen Kanzleigebäude Israels Berliner Botschaftsensemble.

Die Architektin Orit Willenberg-Giladi wurde 1960 in Israel geboren. Die Eltern waren polnischer Abstammung und hatten den Holocaust in Europa überlebt. Seit dem Abschluss "cum laude" ihres Architekturstudiums an der Universität von Haifa 1985 arbeitet sie als freischaffende Architektin in Tel Aviv. Bedeutende Projekte Orit Willenberg-Giladis sind unter anderem die Botschaftsgebäude des Staates Israel in Bangkok, Manila und Genf. Ein Schulprojekt für das arabische Dorf Abu Gosh wird in Kürze auch in Deutschland im Rahmen der Ausstellung "Begegnungen - das einheimische Paradox der israelischen Architektur" zu sehen sein.

Die Architektengeneration Willenberg-Giladis ist einerseits geprägt durch die in Israel übermächtige Moderne - viele Bauhaus-Schüler emigrierten nach Israel und beteiligten sich aktiv am Aufbau der Städte - , andererseits durch postmoderne Einflüsse aus den USA. Daraus entwickelte sich in Israel eine zwar funktionalistische Architektursprache, die aber in Verbindung mit einem gewissen heroischen, vom nationalen Verständnis bestimmten Pathos eine eigene, landestypische Architektur definiert.

Aufgrund der eigenen Familiengeschichte war die Einladung zum Architektenwettbewerb 1998 für Orit Willenberg-Giladi trotz der drei bereits realisierten Botschaftgebäude alles andere als Routine. Wunsch des israelischen Außenministeriums als Auftraggeber war es, mit dem Botschaftsgebäude die Komplexität und Symbolik, die eine Repräsentanz des jüdischen Staates im geeinigten Berlin bedeutet, zum Ausdruck zu bringen.

Das geeignete Grundstück für das Bauvorhaben fand sich in Grunewald, in dem Stadtteil, der vor dem Krieg hauptsächlich vom deutsch-jüdischen Bürgertum und Großbürgertum besiedelt war. Im Gegensatz zum Quartier um die Oranienburger Straße in Berlin-Mitte, wo sich das orthodox-religiöse Leben offen entfaltete, lebte man hier eher im Verborgenen, ohne sich äußerlich vom nichtjüdischen Bevölkerungsteil abzuheben. So wurde Grunewald auch nicht Aktionsfeld propagandistischer Nazi-Umtriebe; die hier ansässigen Juden zogen sich im Stillen ins Exil zurück. So auch Herrmann Schöndorff, Vorstandsmitglied der Rudolf Karstadt AG, der sich seines repräsentativen Wohnhauses an der Auguste-Victoria-Straße nur vier Jahre lang erfreuen konnte und 1934 nach Paris ins Exil ging. Der Staat Israel entschied sich, auf diesem Grundstück die erste israelische Botschaft auf Berliner Boden zu errichten.

Mit der Idee, Schöndorffs Wohnhaus vom Typ eines reduzierten Barockpalais umzunutzen und ihm einen freistehenden, in das bestehende Parkgelände integrierten Botschaftsneubau zur Seite zu stellen, setzte sich Orit Willenberg-Giladi gegen die weiteren geladenen Wettbewerbsteilnehmer durch und wurde mit der Realisierung beauftragt.

Die Frontansicht des neuen Kanzleigebäudes wird durch sechs steinerne Pylone gebildet, die aus einer durchlaufenden Glasfassade hervortreten. Die Zahl Sechs soll an die sechs Millionen jüdischen Opfer des NS- Regimes erinnern. Durchdrungen wird der Gebäudekörper durch eine der zentralen Erschließungsachse im Inneren folgenden Wand aus israelischem Sandstein. Die physische Präsenz der warmgelben, unbehauenen, nach Osten bis über das Dach des Gebäudes geführten Wand transportiert ein Stück israelische Identität nach Berlin.

Der formale Bezug zum Altbau wird über die Wahl der Materialien hergestellt. Die Fassaden beider Baukörper sind aus demselben grauen Muschelkalk gefertigt, jedoch mit einer unterschiedlichen, auf die Gebäudetypologien reagierenden Ausarbeitung. Sowohl das schwungvolle Hängedach des Neubaus als auch das Walmdach des Altbaus sind mit dem lebhaften Grün vorpatinierter Kupfertafeln der Marke TECU®-Patina bekleidet. Die langlebigen TECU®-Systeme für Dach und Fassade haben sich im denkmalpflegerischen Bereich für technisch und gestalterisch anspruchsvolle Bauaufgaben ebenso bewährt wie für Formungen von Dachlandschaften und Außenwandbekleidungen in moderner Architektursprache, die sich aufgrund der hohen Anpassungsfähigkeit von TECU®-Produkten sicher im Detail lösen lassen. Die natürliche Oberfläche von TECU®-Patina bleibt, im Gegensatz zu einer Farbbeschichtung, durch fortlaufende Reaktion auf atmosphärische Einflüsse lebendig und lässt sich dauerhaft harmonisch mit anderen Baustoffen kombinieren.

Zwischen der neuen Kanzlei und der für Empfänge und als Residenz umgebauten Villa ist ein kreisrunder Platz ausgebildet; von hier aus werden beide Gebäude erschlossen. Symbolisch ist die Willkommensgeste des Neubaus: Eine der sechs Säulen löst sich von der Fassade und tritt, in Form eines Tores, dem Platz entgegen. Eine kleine Vorhalle, rückseitig begrenzt durch die Sandsteinwand, bildet den Eingangsbereich. Links befindet sich die Konsularabteilung, rechts ein durch Sicherheitsschleusen geschützter Bereich. Über eine Treppenhalle, die auch für interne Feierlichkeiten genutzt werden soll, werden dort die übrigen drei Bürogeschosse erschlossen. Dominiert wird die Halle von einem mächtigen, mit TECU®-Patina bekleideten zweigeschossigen Kubus, der sich als eigenständiger Körper von Norden in das Gebäude schiebt. Exponiert und doch gut geschützt sind hier der Botschafter und das Sitzungszimmer untergebracht. Die vorpatinierten TECU®-Patina-Kupfertafeln schützen den Kubus im Außenraum vor Wind und Wetter und setzen mit ihrer Farbigkeit im Innenraum einen angenehmen Akzent.

Der Altbau erhielt im Erdgeschoß eine großzügige Raumstruktur und damit eine repräsentative Möglichkeit für offizielle Empfänge. Im Obergeschoss ist der private Wohnbereich des Botschafters untergebracht.

Das entstandene Botschaftsensemble wendet sich mit einer großen Geste dem Besucher zu und unterstreicht die Bereitschaft Israels, auf die Menschen in Deutschland zuzugehen. Der das Areal abgrenzende Zaun ist im Grundriss sägezahnförmig aufgestellt und an seinen kurzen Schenkeln aus Sicherheitsglas konstruiert. So eröffnen sich freie Durchblicke auf das Grundstück, die ebenso wie der großzügige Einsatz von Glas am gesamten Neubau die Bemühungen um Transparenz verdeutlichen.

In den Augen des Auftraggebers ist der Neubau die schönste israelische Botschaft, die bisher weltweit gebaut wurde. Israel hat sich mit einem charakteristischen Bauwerk, das Eigenart und Selbstbewusstsein ausdrückt, in Berlin gemeldet.

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    Datenseite
  • Structure-ID
    20006957
  • Veröffentlicht am:
    29.11.2002
  • Geändert am:
    21.04.2016
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