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Innen Clubmusik, außen Stille

Normalerweise dient das frei stehende Raum-in-Raum-Konzept Cubo dazu, in großen Räumen Büros, Küchen oder Besprechungsräume zu schaffen. Für eine Musikbar in München wandelte Knauf die Lösung zur Schallschutzvariante um. Mit herausragendem Erfolg.

Musik mit bis zu 95 dB Lautstärke nur ein Stockwerk unter einem Schlafzimmer? Lautes Tanzvergnügen in direkter Nachbarschaft zu Ruhe suchenden Menschen? Für ein solches Konzept verließen sich die Geschäftsführer der Sanjirobe GbR auf das Knauf Cubo-Konzept, eine Raum-in-Raum-Lösung, die den Schall innerhalb der damit gebildeten Grenzen hält.

Eine 28 m lange, rund 4 m breite und etwa 4 m hohe ehemalige Kegelbahn in einem Kellergeschoss in der Münchner Schyrenstraße ist das Zuhause der neuen Musikbar Charlie, in der bis tief in die Nacht getanzt werden darf. Im Stockwerk darüber wohnen Menschen und genießen abends ihre wohlverdiente Ruhe.

Die Verbindungspunkte zum Rohbau der hier normalerweise verwendeten Vorsatzschale hätten – dort, wo die Konstruktion montiert ist – Schallbrücken dargestellt. Stattdessen riet Bernhard Bredl, Gebietsleiter Trockenbau von Knauf, Iphofen, zu dem Raum-in-Raum-System Cubo, das im Regelfall dazu dient, frei stehende Räume im Inneren von Hallen oder größeren Gebäuden aufzustellen. Im "Charlie" dient die Knauf Lösung als Rundum-Vorsatzschale, die beinahe raumfüllend in den vorhandenen Raum gestellt wurde. Die einzig noch mögliche Schallübertragung verläuft daher über den Luftraum. Im Prinzip handelt es sich bei dem System um ein sogenanntes Masse-Feder-Masse-System. Bei höheren Frequenzen als der Resonanzfrequenz f0 des Systems entkoppelt die Feder. Die Resonanzfrequenz der Rund-um-Vorsatzschale Cubo wiederum lässt sich anhand einer Formel aus der Norm EN 12354-1:2000 ganz einfach berechnen:

In dieser Formel ist d die Hohlraumtiefe in Metern zwischen Bestandsdecke bzw. -wand und der Beplankung des Cubo. m’Bestand und m’Cubo sind die flächenbezogenen Massen der bestehenden Bauteile und des Cubo in kg/m². Für m’Bestand wird im Zweifelsfall der niedrigere Wert angesetzt. Für m’Cubo wird nur die Beplankung angesetzt.
Letztlich berechnet man also die Frequenz, bei der die Schalldämmung gut wird. Man muss dabei nur achtgeben, dass die Resonanzfrequenz niedriger ist als alle Frequenzen, mit denen der Raum beschallt wird. Dafür bedarf es eines großen Lufthohlraums zwischen dem eingestellten System und dem Rohbau. Dieser beträgt an den Seiten umlaufend 30 cm. An der Decke ist er größer, da hier auch Rohre und Leitungen verlaufen. Für die erforderliche Bedämpfung des Hohlraums ist Mineralwolle mit längenbezogenem Strömungswiderstand r ≥ 5 kPa∙s/m² geeignet.

Auch die Beplankung wurde so optimiert, dass höchstmöglicher Schallschutz gewährleistet ist. Sie besteht aus drei Lagen Gipsplatten: eine Lage 18 mm Diamant und zwei Lagen 12,5 mm Silentboard. Das Flächengewicht aus diesem Trio summiert sich auf 53 kg/m². Die Kombination aus Hohlraum und flächenbezogener Masse resultiert in einer Resonanzfrequenz von unter 20 Hz. Entsprechend kann man davon ausgehen, dass bereits bei 50 Hz eine sehr gute Schalldämmung erreicht wird. Bei dieser Frequenz beginnt die Musikbeschallung.
Die in der Musikbar verwendete Variante ist nur von innen beplankt. Ihr Skelett basiert auf einem Rahmen aus Cubo Systemstützen, deren oberen Enden mit umlaufenden UA-Profilen verbunden sind. Wände und Decken, mit denen der Rahmen anschließend ausgefacht wird, dienen gleichzeitig zur Aussteifung des Systems. Das Ständerwerk setzt sich aus 100er CW-Profilen an den Wänden und 125er UA-Profilen an der Decke zusammen. Zwischen den Profilen ist das Konstrukt an der Decke mit zwei Lagen à 100 mm Ecose Mineralwolle und an den Wänden mit 100 mm Ecose Mineralwolle gedämmt. Zusätzlich war im Bestand ca. 80 mm Mineralwolldämmung an den Außenwänden vorhanden.

Die Länge der fertigen Raum-in-Raum-Lösung ist im Regelfall ohne aussteifende Innenwände auf max. 8 m angelegt – genug für Büros, Küchen u.Ä. Für den 28 m langen, trennwandfreien Club hingegen wurden im Raster von 8 m zusätzliche aussteifende Stahlbögen mit 20 cm Querschnitt als Wandersatz in die Konstruktion integriert. Gäbe es Cubo nicht bereits als fertig ausgeklügeltes System, müsste das Skelett des ganzen Raumes aus solchen Stahlträgern errichtet werden. So aber erreicht das System dank seiner clever kombinierten Stahlleichtbaukonstruktion und der Beplankung aus Diamant Platten die notwendige Steifigkeit über 8 m Länge von ganz alleine.
Am Boden steht der Cubo auf einem ringförmigen Stahlbetonfundament, das auf einer Elastomerschicht elastisch gelagert ist, um auch hier Schallübertragung auszuschließen. Da es keine Fenster gibt, musste lediglich die Lüftungsanlage schalltechnisch entkoppelt bzw. mit integrierten Schalldämpfern ausgestattet werden. In die Wandflächen integriert sind zudem LED-Leisten. Um die dafür notwendigen Aussparungen in der Decklage zu kompensieren, ist die Beplankung im Bereich der Leiste mit Platten hinterlegt.

Schalltechnisch macht sich diese in Zusammenarbeit mit dem planenden Akustikbüro Schwartzenberger und Burkhart aus Pöcking mehr als bezahlt. So ergaben Messungen vor Ort nach Inbetriebnahme der Musikbar ein bewertetes Schalldämmmaß zwischen einer darüber liegenden Wohnung und dem darunter liegenden Raum von 88 dB. – Werte, die mancher Prüfstand nicht erreicht, und die auch den Wunsch der Bauherren erfüllen, den Raum mit bis zu 95 dB beschallen zu können Jisho Lang, GF der Sanjirobe GbR, Bauherr und Betreiber der Musikbar Charlie, ist begeistert: "Es ist fast so, als ob innen ein Düsenflieger landen könnte und man könnte zwei Meter darüber immer noch schlafen."

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    6091
  • Veröffentlicht am:
    21.11.2012
  • Geändert am:
    11.12.2014