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Gezähmt, aber nicht zahm

Der Name AlpspiX steht für eine spektakuläre Aussichtsplattform rund 1.000 m über dem Höllental, gegenüber dem höchsten Berg Deutschlands, der Zugspitze. Zwei Lichtplattformen ragen in Form eines X in den Abgrund. Bei gezielten Bewegungen der Besucher vibrierten diese Plattformen jedoch so stark, dass sich der Betreiber, die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG, entschloss, die Plattform auch für erschütterungsempfindlichere Touristen zugänglich zu machen. Die "Dämpfung mit Resterlebnisfaktor" wurde von Maurer Söhne, dem weltweit renommierten Spezialisten für Bautenschutzsysteme, umgesetzt.

Die Einweihung der AlpspiX-Plattformen erfolgte im Juli 2010. Sie befinden sich am Osterfelderkopf, der nur 50 m oberhalb der Bergstation des Alpspitzweges liegt und somit auch von ungeübten Wanderern erreicht werden kann. Im Gegensatz zum Alpspitzgipfel, der 550 m höher liegt und in der Regel über einen Klettersteig erreicht wird. Die Aussichtsplattform AlpspiX ermöglicht einen ungestörten Blick vom Feinsten. Nur eine Glasplatte verhindert den freien Fall an der Spitze der Plattform. Und ein Gittereisen erlaubt den Blick in den 1.000 m tiefen Abgrund. Dass die stählerne Plattform zu ungedämpften Schwingungen neigt, war für viele Besucher allerdings nicht gerade schmackhaft. Schon einzelne Besucher sorgten für anhaltende Vibrationen in den Plattformen - ganz zu schweigen von den übermütigen Gruppen, die diese Vibrationen absichtlich erzeugten.

Dämpfen, aber nicht fixieren

Der Arbeitsauftrag an die Dämpfungsexperten von Maurer Söhne lautete daher, die Schwingungen durch abgestimmte Massendämpfer zu reduzieren, aber nicht vollständig zu beseitigen. Neben der höheren Attraktivität für die Besucher hatte der Bauherr auch die Lebensdauer der Bahnsteige im Blick: je weniger Schwingungen, desto geringer die Materialermüdung und damit längere Wartungsintervalle und eine längere Nutzungsdauer.

Die beiden jeweils rund 17,50 m langen AlpspiX-Arme liegen übereinander und ragen in Form eines X in den Abgrund. Ihre tragende Struktur besteht aus je zwei Doppel-T-Trägern mit Querträgern. Die beiden Plattformen sind separat aufgebaut und in je zwei Fundamente eingespannt.

Die abgestimmten Massendämpfer mussten an der Spitze des Kragarms installiert werden, da dort die Schwingungen am stärksten sind. Außerdem sollten die jeweils 2 abgestimmten Massendämpfer die freie Sicht nicht stören. Deshalb wurden die 340 mm hohen Dämpfer unter den Gittereisen, zwischen den Längsträgern an der Spitze der Plattform, angebracht.

Die vier abgestimmten Massendämpfer von je 340 kg haben die Form von flachen quadratischen Kästen mit einer Grundfläche von 650 x 650 mm. Die schwingende Dämpfermasse von je 150 kg ist in mehrere Stahlplatten aufgeteilt, so dass sie nachträglich verstellt werden kann. Der Plattenstapel ruht auf vier Stahlspulen, die auf einer Grundplatte montiert sind. Die Grundplatte ist mit den Längsträgern verschraubt. Die Frequenz der Spulen ist für jeden Dämpfer auf die Eigenfrequenz der Plattform abgestimmt und liegt zwischen 2,03 und 2,68 Hz.

Spulen plus Hydraulik

Der Gegeneffekt der schwingenden Masseplatten allein würde jedoch nicht ausreichen, um das Bauwerk gegen Schwingungen zu dämpfen, die von willentlich handelnden Gruppen erzeugt werden. Deshalb integrierte Maurer in der Mitte des Massendämpfers ein zusätzliches hydraulisches Dämpfungselement, das mit der Masse verbunden ist und als interne Bremse wirkt. Es wandelt die Bewegungsenergie in Wärme um, so dass die Strukturschwingungen sehr schnell abklingen. Im Vergleich zum "ungedämpften" Zustand (d.h. ohne hydraulisches Dämpfungselement) braucht es nicht nur mehr Personen, um eine spürbare Schwingung auszulösen, sondern die Schwingung klingt auch im Laufe weniger Sekunden ab. Der Einbau der vier Massendämpfer erfolgte im Sommer 2011 von oben, indem die Gittereisen gelöst, die Dämpferkästen an ihren Platz gehoben und befestigt wurden. Nach der Einweihung erfolgten abschließende Messungen sowie eine Feinjustierung der Dämpfermasse.

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Zugspitze, Garmisch-Partenkirchen, Garmisch-Partenkirchen (Kreis), Bayern, Deutschland (2010)

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    6289
  • Veröffentlicht am:
    24.05.2013
  • Geändert am:
    02.04.2022